Bienenvölker
Honigbienen leben im Sommerhalbjahr mit einer Königin in Völkern von 30.000 bis 60.000 Arbeiterinnen in einem Stock. In dieser Zeit kommen 500 bis 1000 Drohnen ( männliche Bienen ) hinzu. Die Königinnen wachsen durch von Jungbienen erzeugtem Futtersaft, dem sog. Gelée Royal, in 16 Tagen in zapfenförmigen Königinnenzellen ( Weiselzellen ) heran. In der Hochsaison ( Mai - Juni ) legen sie bis zu 2000 Eier am Tag. Das entspricht dem mehrfachen ihres Körpergewichts. Ihre Lebenserwartung liegt bei etwa 5 Jahren. Wegen des Erhalts der Leistungsfähigkeit und der Vitalität des Volkes wechselt der Imker die Königin ca. alle 2 - 3 Jahre aus. Sie ist das einzige fortpflanzungsfähige Weibchen im Volk. Durch abgesonderte Duftstoffe sorgt sie für den Zusammenhalt des Volkes.

Die Paarung der Bienenkönigin
Nach dem Schlupf braucht die Königin einige Tage, bis sie für den Hochzeitsflug fit ist. Der erste Flug dient der Orientierung und dauert nur wenige Minuten. Während des Hochzeitsfluges, der nur bei schönem Wetter mit sommerlichen Temperaturen stattfindet, kann sie von bis zu 30 Drohnen begattet werden. Die Begattung erfolgt im Flug. Wenige Tage nach der Rückkehr beginnt sie mit der Eiablage.

Drohnen
Die Aufgabenliste der Drohnen ist erheblich kürzer als die der Arbeiterinnen, deshalb leben sie in der Regel auch etwas länger. Arbeiterinnen werden das ganze Jahr über gebraucht, Drohnen nur im Sommerhalbjahr, die ersten werden bereits im März aufgezogen. Der Höhepunkt der Drohnenaufzucht ( benötigt bis zum Schlupf 24 Tage ) liegt im Mai und Juni und fällt mit der Schwarmzeit zusammen. Anschließend sinkt die Neigung der Völker, Drohnen aufzuziehen. Im Spätsommer werden sie von vielen Völkern nicht mehr im Stock geduldet und abgetrieben. Drohnen sind nur für die Begattung von jungen Königinnen da und führen ein ausgesprochen unstetes Leben. Sie halten sich nur begrenzte Zeit in dem Volk auf, dass sie aufgezogen hat. Nach Erkundungsflügen kehren sie häufig in fremde Völker ein. An schönen Tagen treffen sie sich an Drohnensammelplätzen und warten dort, hin und her fliegend, auf junge Königinnen. Sobald eine auftaucht, wird sie von einer Drohnenschar verfolgt. Der erfolgreiche Drohn stirbt unmittelbar nach der Kopulation, die anderen kehren zur Übernachtung und Stärkung in Bienenvölker ein, um sich bei schönem Wetter erneut an einem Drohnensammelplatz einzufinden.

Stockleben
Die jungen Bienen werden in den Waben großgezogen. Das dazu erforderliche Wachs erzeugen die Bienen selbst, die Zellwände sind weniger als 1/10 mm dünn. Für die prägnante Sechseckform wird sehr wenig Material benötigt, beispielsweise für 4.000 Bienenzellen ungefähr 40 Gramm. Im Winter bevölkern ca. 5000 bis 20000 Bienen ( Winterbienen - Lebensdauer 6 - 7 Monate, Sommerbienen - Lebensdauer ca. 35 - 42 Tage ) den Bienenstock. Die Entwicklungsdauer beträgt 21Tage. Bienen müssen während der Brutperiode eine konstante Temperatur von 35 Grad im Stock halten. Durch die Bewegung der Brustmuskulatur wird Wärme erzeugt, im Gegenzug wird durch Flügelschlagen vor dem Flugloch Abkühlung verschafft.

Arbeitsleben der Honigbiene
10 Tage Hausarbeit
Arbeiterinnen durchlaufen einen 3 - stufigen Lebenszyklus. Vom ersten bis etwa zehnten Tag ist Hausarbeit angesagt. Zu den Arbeiten gehört die Zellreinigung und die Desinfektion mit Propolis. Damit werden die Zellwände überzogen. Nach ein paar Tagen reift im Kopf der Jungbiene ihre Futtersaftdrüse heran. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Ammenzeit. Die Eiweißstoffe der Nährdrüsen stammen aus den Pollenvorräten des Stockes, die Aufzucht der Jungbienen ist sehr Zeit- und Energieaufwändig. Für die Aufzucht einer einzelnen Larve sind etwa 2000 - 3000 Besuche notwendig.
Bauen und Wachen
Der zweite Abschnitt ist Zeit der Baumeistertätigkeit. Wachs wird produziert ( "geschwitzt" ) und zum Wabenbau verwendet. Das Ende dieses Abschnittes bildet der Wachdienst. Eine fremde Biene oder ein unwillkommener Besucher wird durch die Wächter abgewiesen.
Fliegen - Sammeln – Fliegen
Der letzte Abschnitt im Leben einer Sommerbiene -  in diesem Stadium kommen die meisten Menschen mit den Honigbienen in Berührung -  wird nur noch zum Sammeln genutzt. Der erste Ausflug dient deshalb der Orientierung. Bienen besitzen einen hervorragenden Orientierungssinn und können untereinander durch Bewegungen ( sog. Schwänzeltanz ) über Lage und Entfernung von ergiebigen Nahrungsquellen ( Trachten ) kommunizieren. Nach etwa 4 - 5 Wochen ist das Leben der Sommerbiene beendet. Sie hat sich regelrecht zu Tode gearbeitet. Besser geht es einer im Herbst zur Welt gekommenen Biene ( Winterbiene ). Sie überlebt den Winter und sorgt im Frühjahr für den Fortbestand des Volkes. Sie beendet ihr Leben, nachdem im Frühjahr genug Sommerbienen herangewachsen sind.

Honig, Pollen und Propolis
Bienen sammeln Honigtau und Nektar. Den süßen Saft verarbeiten sie im Stock zu Honig, Pollen ( die Eiweißversorgung ) benötigen sie zum Füttern der Brut, Propolis ( Kittharz ) zur Desinfektion der Behausung und Wasser zur Regelung des Temperaturhaushaltes im Stock. Dabei ist Honig der Energielieferant.

Unschätzbarer Nutzen
Der wirtschaftliche Nutzen der Honigbienen ( Apis mellifera L. ) wird häufig nur am erzeugten Honig und anderen Produkten wie Wachs gemessen. Durch ihre emsige Bestäubungstätigkeit leistet die Honigbiene einen enorm wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt und die Reproduktion in der Natur. Sie sorgt für die Verbreitung und Befruchtung hunderttausender Pflanzen, auf die wiederum unzählige Tierarten als Nahrungsgrundlage angewiesen sind. Diese verbreiten die Samen der Pflanzen weiter. 85% der landwirtschaftlichen Erträge im Obst- und Pflanzenbau hängen in Deutschland von der Bestäubung durch Honigbienen ab. Geschätzt übersteigt der wirtschaftliche Wert durch die Bestäubungen den Gesamtwert der Honig- und Wachsproduktion um das 10 - 12fache. Bezieht man in einen derartigen Vergleich die Bestäubung wilder Blütenpflanzen mit ein, die wegen des dadurch bewirkten Fruchtansatzes zur Nahrungsgrundlage einer Vielzahl von Tieren werden, so ist von einem unschätzbaren Nutzen auszugehen.

Jeder kennt Honig. Aber nur noch wenige die Bienen
Leider ist das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Bienen aus der Öffentlichkeit verschwunden. Jeder kennt Honig, aber nur noch wenige die Honigerzeuger und ihre Pflege. Waren noch vor 100 Jahren Bienenvölker und der somit gewonnene Honig ein Teil des landwirtschaftlichen Kreislaufs und auf den landwirtschaftlichen Gehöften unverzichtbar, so sind Kenntnisse über die Haltung von Bienenvölkern nur noch im Kreis der Experten, der Imker, anzutreffen.